Teil 1: Eine Alternative zum Carrera-Reifen!?
Bereich: moderne GT-3 Fahrzeuge
Mittlerweile gehen die originalen Reifen Carrera eher in die Richtung unbrauchbar, zumindest wenn man nur mit teilbestückten Magneten oder gleich ganz ohne fährt. Sicher, man könnte umschwenken auf Silikon- oder PU-Reifen aber diese betreffen dann gleich die ganze Bahn und man müsste Fahrzeuge von anderen Herstellern ebenfalls auf solche Pneus umrüsten. Will man das unbedingt?
Schade eigentlich, dass sich noch kein Dritthersteller daran gemacht hat, vernünftige Reifen aus Gummi für den direkten Tausch herzustellen – bei PU und Co gibt es die doch auch.
Sei es drum, für das normale Training reichen die Standard C-Reifen auch. Und wer mit schlechtem Material arbeiten kann, der kann es dann auch mit dem Guten. Allerdings für Wettkämpfe wäre Material mit identischen Werten optimal. Schafft zumindest für jeden die gleichen Voraussetzungen. Den Faktor „Glück beim Kauf“ kann man dabei nicht gebrauchen. Preislich kommt man mit einem vernünftigen Kit auch günstiger weg als bei Carrera fünf Achsen und Reifensätze zu kaufen, um daraus dann die optimale Kombi herauszupicken – sofern überhaupt eine dabei wäre. Achs-Kits gibt es viele und eigentlich kann man dabei auch nicht viel verkehrt machen. Die Frage ist nur, was packt man als Alternative zum „C“ an die Achse dran? Bei den 1:32er Modellen ist das Sortiment wesentlich größer und vielfältiger. Auch im Bereich der Hersteller ist das Feld breiter, was natürlich auch die Anzahl an Alternativen vergrößert. Bei den 1:24ern hingegen ist es schon sehr beschaulich. Da hilft dann nur messen, suchen, vergleichen und testen.
Die originalen Standard-C-Reifen von meinem Probanden aus dem Titelbild hatten neu einen Durchmesser von 29,4mm. Dies ist ein Wert, auf dem man aufbauen kann. Fündig wurde ich bei der Firma BRM, deren Hinterachsfelgen von den Fahrzeugen der Gruppe C (BRM S-014, S-014C9 oder S-016) hat mit Reifen einen Gesamtdurchmesser von 29,5mm. Auch optisch macht diese Felge richtig was her und die Reflektionen des Lichts im Aluminiumrand sind unschlagbar. Der einzige und größte Nachteil, diese Fahrzeug-Kategorie gehört mittlerweile nicht mehr zum aktuellen Portfolio und Ersatzteile sind somit nicht unbedingt im Überfluss zu bekommen.
Anders sähe es bei den Felgen vom gleichen Hersteller für die GT1-Klasse bzw. GT 90`s (BRM S-308) aus, wobei diese leider mit den passenden Pneus (BRM S-306 /S/MC/MN/R) nur einen Durchmesser von 27mm besitzen und der bei mir verfügbare 22 Shore Reifen dadurch schnell außerhalb des brauchbaren Bereichs war (bereits getestet). Wobei ich nochmals einen Test anstrebe mit den S-306MC Reifen, diese sollen eine optimierte Gummimischung für die Carreraschienen aufweisen. Der von mir verwendete war ein normaler S-306 mit 22 Shore Härte, bei dem schleifte bereits nach ca. 150 Runden das Chassis auf der Piste. Ebenso könnte ein Versuch mit den 35 Shore Reifen (S-306R) interessant sein, der Verschleiß bei den 22 Shore ist definitiv zu hoch.
Um schlussendlich eine Aussage darüber treffen zu können bleibt nur eins, testen! Um vom Antrieb her identische Verhältnisse zu haben, wurden die C-Reifen auf einer GT-Felge von Frankenslot gefahren. Darauf passen allerdings nicht die Standardreifen, sondern die Reifen der Corvette C6 bzw. dem Ferrari 575. Diese sind glücklicherweise wieder zu erwerben, dies war über mehrere Jahre hinweg leider nicht mehr möglich.
Die Reifen von BRM der Gruppe C gibt es zusätzlich noch in drei Härtegraden, mit 30 Shore, 22 Shore und der ganz weichen Mischung mit 15 Shore. Alle Reifen wurden von mir insgesamt über 300 Runden gefahren – sofern vorhanden.
Bezeichnung | C-Reifen (20085336) | BRM 30 Shore (BRM S-020) | BRM 22 Shore (BRM S-020S) | BRM 15 Shore (BRM S-021) |
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Getestet auf der Felge … | Frankenslot FS-88715 | BRM S-014, S-014C9, S-016 | BRM S-014, S-014C9, S-016 | BRM S-014, S-014C9, S-016 |
Motorhalter Kit | FS-Revo FS-88905 | FS-Revo FS-88905 | FS-Revo FS-88905 | FS-Revo FS-88905 |
Motorritzel | Standard Carrera | Standard Carrera | Standard Carrera | Standard Carrera |
Durchmesser neu: | 29,40 | 29,40 | 29,40 | 29,20 |
Durchmesser n. 300 R.: | 29,15 | 29,22 | 29,17 | 28,88 |
Fahrverhalten: | Baute schnell Grip auf, neigte gegen Ende aber vermehrt zum Rutschen. | Brauchte Anfangs etwas zum Einfahren, dann konstant gut | Nach 300 Runden gab es immer noch Erhebungen links und rechts im Bereich der Reifenflanken. | Viel Grip zu Beginn, nach etwa 200 Runden fühlte es sich schwammig an |
schnellste Runde: | 8,117 (Rd. 43) | 7,884 (Rd. 293) | 7,937 (Rd. 262) | 7,932 (Rd. 297) |
durchs. Rundenzeit d. letzten 50 Runden | 8,455 | 8,059 Sek. | 8,174 Sek. | 8,317 Sek. |
durchs. Rundenzeit d. letzten 100 Runden | 8,410 Sek. | 8,074 Sek. | 8,223 Sek. | 8,312 Sek. |
de-slottet: | 7x | 2x | 1x | 6x |
Kurvenverhalten: | Anfangs leicht rutschig, fing sich aber nach kurzer Zeit und blieb bis nach 200 Runden stabil. Danach vermehrte stärkere Drifts und Abflüge. | Beim Einfahren der Reifen erhöhtes Driften möglich, im weiteren Verlauf nur noch leichter Drift und sehr stabil | Vergleichbar mit den originalen C-Reifen, allerdings ohne das stärkere Driften nach 200 Runden. Aber insgesamt nicht so stabil wie der BRM 30. | Sehr konstant am Anfang mit geringer Neigung zum Drift. Später schwerer zu kontrollieren und rutschte vermehrt. |
Reifenabrieb: | kleinere Bröckchen, großflächige Verteilung im Fahrzeug | staubförmig, kleinere Partikel bei regionaler Verteilung | kleinere Bröckchen bei regionaler Verteilung im Bereich der Achse. Karosserie nicht so stark betroffen. | kleinere Bröckchen bei regionaler Verteilung im Bereich der Achse |
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Bemerkung: | Reifen noch aus alter Charge, also vor 2023. Sehr weiche Mischung, Durchmesser wie bei den BRM15er schwer zu ermitteln. | Bahnbedingung bei Stint 1 durch Staub nicht optimal zu Beginn. | Die Reifen zeigten schon nach dem Aufziehen den typischen Carrera-Effekt. Mittig auf der Felge hohl und an den Rändern starke Erhebungen. Diese ließen sich auch sehr schwer wegfahren. | Der Durchmesser war schwer zu ermitteln, weil das Gummi hierbei schon nachgegeben hatte. |
Abnutzung der Laufflächen

Vom äußerlichen Eindruck kommen die Reifen von Carrera sowie die BRM-Reifen mit dem Härtegrad von 30 Shore am besten weg. Die weichere Variante von BRM hat scheinbar ein Problem mit dem „enormen“ Gewicht der Carrera Fahrzeuge. Immerhin wiegen diese deutlich mehr als ihre Pendants von BRM, was den äußeren Bereich der Lauffläche in den Kurven sehr stark beansprucht und dem weicheren Gummi zu viel abverlangt. Größere Ausbrüche und Verwerfungen sind hier die Folge, was letztendlich auch zum schwierigeren Handling führte.
Bei den Carrera Reifen hat sich im Laufe der 300 Runden eine nach außen konisch verlaufende Fläche herausgebildet. Für das Fahrverhalten in den Kurven optimal, weil die volle Breite der Reifen genutzt wird. Das wiederum verhindert bzw. unterdrückt das „Stempeln“ der Reifen. unterdrückt. Allerdings macht sich teilweise doch die geringere Breite gegenüber den BRM-Reifen bemerkbar. Das fehlende Viertel bei Carrera gegenüber der Konkurrenz lässt die Fahrzeuge doch ein wenig unruhiger wirken. Im Übrigen hatten alle Reifen keine Probleme mit dem Mischbetrieb untereinander. Den C-Reifen hatte ich zum Schluss getestet und dieser kam sehr gut mit dem Abrieb der BRM’s zurecht. Auch umgekehrt gab es keine Probleme. Den BRM 30 habe ich nach dem Carrera Test ebenfalls noch weitere 600 Runden getestet – er wurde mit zunehmender Rundenzahl sogar noch besser. Auch liegt der Abrieb mit 0,5mm bei 900 Runden in einem sehr guten Bereich.
Nachtrag BRM 22 Shore Reifen
Die BRM 22 Shore Reifen scheinen so etwas wie die Allwetterreifen im Sommer bei 30°C zu sein. Ein Kompromiss zwischen sub-optimal und gut. Während die Reifen mit 15 Shore auf glatten Holzbahnen vermutlich sehr gute Eigenschaften haben, gehen sie auf einer lackierten Carreraschiene extrem in die Knie. Ähnlich verhält es sich mit dem Pendant in 22 Shore. Allerdings fehlt hier das Extrem. Denke es handelt sich hierbei wirklich um einen Kompromiss zwischen Holzbahn und unbehandelter C-Schiene. Wobei man auch immer das wesentlich höhere Fahrzeuggewicht und damit die höheren Fliehkräfte im Auge behalten muss! Aufgezogen auf einem Fahrzeug von BRM, wofür sie eigentlich auch gedacht sind, werden die Ergebnisse wesentlich anders aussehen, das kenne ich schon aus Erfahrung.
Aufgrund dessen, dass der Reifen nach der ersten Renndistanz von 300 Runden noch nicht plan auf der Auflagefläche ist, werden noch weitere 300 Runden dazukommen müssen. Erst danach kann eine Aussage getroffen werden ob dieser Pneu für die Autos von Carrara, wie halt der BRM 30, zu empfehlen ist.
Fazit
Die Reifen von BRM sind eine sehr gute Alternative, was aber Aufgrund des Kostenfaktors (Motorhalter, Achse, Ritzel und Felge etc.) nicht für die Ausstattung von jedem Fahrzeug in Frage kommt – zumindest, wenn man mehr als nur 5 oder 6 verschiedene fährt. Immerhin fallen bei einer Umrüstung die Faktoren krumme Achse, eierndes Ritzel sowie nicht zentrische Felgen und auch verschiedene Reifenzustände weg. Sind einzelne Teile defekt oder verschlissen, müssen auch nur diese getauscht werden, der Rest bleibt erhalten und kann weiterverwendet werden.
Aber es sind auch gewisse Fahrzeuge von dem Umbau mit der BRM S-016 Felge aus baulichen Gründen befreit, dieses muss ich als negativen Punkt noch erwähnen. Durch die Breite der Felge kann dieser Umbau z.B. nicht bei einem Ford GT Race Car eingesetzt werden. Bei diesem Fahrzeug schleift der Reifen am Inlay. Auch müssen bei neueren GT-Autos im Bereich des hinteren Antriebs noch kleinere Änderungen durchgeführt werden. Hier hat Carrera die beiden Stege links und rechts zwischen Motorhalter und Felge verbreitert, was man aber getrost wegschleifen kann.
HINWEIS: Diese Änderung betrifft die alten Felgen von BRM. Die neueren sind auf der Rückseite abgesetzt, wodurch die Achsaufnahme doch um einiges kürzer ist und am Ende mehr Platz zur Verfügung steht.
Die Reifen selbst bekommt man teilweise zum halben Preis der Carrera Reife. Allerdings liegen bei Carrera auch die Vorderreifen mit im Beutel, was den Preis dann wieder relativiert. Diese müsste man bei Bedarf bei BRM gesondert kaufen, bekommt dafür den Vorderreifen aber auch in verschiedenen Härtegraden – wodurch sieweniger verschleißen. Hervorzuheben wäre noch, dass auf meinen BRM-Fahrzeugen in all den Jahren kein einziger Reifen nach unbestimmter Zeit ausgehärtet, klebrig oder sonst wie seine Struktur verändert hat. Stehplatten bekommen aber auch diese Reifen, wenn auch nicht so schnell.
Ergänzend muss ich noch hinzufügen, dass ich einen solchen Umbau noch nicht bei älteren Fahrzeugen wie der Corvette C6 oder gar klassischen Autos wie dem Porsche 917 ausprobiert habe. Den Porsche gibt es zwar ebenfalls von BRM und auch der Ford GT40 MKII wird in diesem Jahr noch folgen. Allerdings fehlte mir bis jetzt dazu die Zeit und die Gelegenheit. Wird aber bestimmt auch noch folgen!