Training vs. Rennen
Eigentlich wollte ich mal einen Vergleich erstellen zwischen unserem Training und den Rennen aber das habe ich verworfen. Kann man das Training oder ein Rennen überhaupt direkt vergleichen? Normalweise nicht aber bei uns irgendwie schon. Immerhin wird während der Trainingszeit schon versucht die schnellste Zeit in die Schienen zu brennen anstatt zu versuchen fehlerfrei, ohne Abflug über die Zeit zu kommen! Wenn das Chaos neben der Strecke nicht wär, durch das einsetzen oder entnehmen der Fahrzeuge von den anderen, könnte man fast meinen es wäre schon das Rennen. Aus diesem Grund stelle ich mal eine Behauptung auf: „Ein Rennen ist das bessere Training„
Also, was ist Training?
Die großen machen es vor, sie fahren raus auf die Piste, drehen ihre drei, vier Runden und kommen wieder in die Box. Dort wird das Fahrzeug dann der Strecke angepasst und eventuelle negative Einflüsse korrigiert. Danach folgt dann ein weiterer kurzer Stint um die Nachjustierung zu prüfen. Sollte es immer noch nicht passen wird wieder nachgebessert. So sollte es auch beim „Motorsport im Kleinen“ sein. Nur ist man bei uns im kleinen Maßstab alles zusammen, Fahrer, Mechaniker und Renn-Ingenieur. Allerdings brauchen wir bei uns weder die Flügel / Spoiler noch die Dämpfer einstellen.
Sicherlich lernt man im Training auch die Strecke kennen, aber die meisten von uns fahren nur auf unserer Bahn, von daher kennt man den Verlauf schon fast im Schlaf.
Trainieren bedeutet zusammengefasst das aufarbeiten von Schwächen. Dazu gehören die eigenen sowie auch die vom Fahrzeug. Und wenn man sich die Zeit nimmt und den Ablauf beobachtet, dann sieht man sehr schnell, dass bei uns das Training eigentlich ein Training benötigt.
Ein paar Beispiele …
Ich nehme mal den Klassiker. Ein Auto wird auf die Bahn gestellt und ein paar Runden gefahren, bis hierhin alles richtig. Bei den paar Runden wird festgestellt: „Mist fährt nicht gut!“. Soll vorkommen das ein Rennwagen nicht gut „rennt“, das kann passieren im Laufe der Zeit oder wenn der Wagen neu ist. Aber, und das wundert mich immer wieder, der Wagen verschwindet in der Versenkung, also im Koffer. Aber wieso? Muss er noch reifen? Ich denke nicht das sich der Bolide durch das „Abhängen“ im Koffer verbessert oder eine Veränderung eintritt.
Jetzt würde der eigentliche Grund für die längere Trainingszeit am Anfang des Renntages folgen, die Analyse! Es wird einen Grund haben warum der Wagen herumeiert, in den Kurven nicht zu halten ist oder der Antrieb sich wie eine Säge anhört und nach Hilfe schreit. Leider wird dort aber nicht angesetzt. Fahren ist das Eine aber ebenso gehört es dazu, sich mit dem Fahrzeug auseinanderzusetzen. Nur wenn man die Probleme versteht, kann man sich auch darauf einstellen und den Wagen dementsprechend bewegen!
Auch kann ich es nachvollziehen, dass man seine Runden drehen möchte aber ohne vernünftige Vorbereitung wird es auch im Rennen nichts und je besser man sich vorbereitet hat, desto flüssiger läuft es dann auch – und mehr Spaß macht es als Bonus dann auch noch.
Ist auch nicht immer leicht vernünftige Runden zu drehen und dabei sein Fahrzeug zu beobachten. Ohne dem geht es aber nicht. Ich denke keiner kann erkennen ob die Felgen unrund laufen wenn die schnellste Zeit gejagt wird. Nein, langsames und ruhiges Fahren und dabei Beobachten ist die Lösung. Und um es vorweg zu nehmen, kein Wagen wird sich immer gleich gut fahren. Dafür gibt es zu viele Faktoren die nicht immer gleich sind und sein können bzw. sein werden.
Und was kann man sonst noch trainieren?
Das schnell gefahren werden kann ist mir durchaus bewusst aber wie schaut es mit den Arbeiten an den eigenen Defiziten aus? Mal nicht mit voller Geschwindigkeit in die Box rauschen um dann die Haltelinie zu überfahren oder besser noch dem Vordermann eins draufzugeben oder sich gar in der Einfahrt schon überschlagen! Auch das Überholen durch einen oder mehrere Spurwechsel und nicht durch anschubsen, abdrängen und was sonst noch möglich ist kann geübt werden. Heranfahren ist meistens leicht aber danach, was mache ich dann? Viel zu oft kommt dann Panik oder Unsicherheit auf, und wenn es ganz hart kommt, sogar beides.
Während man ersteres noch alleine hinbekommt ist das zweite nur als Team möglich. Oft genug gesagt aber noch nie beobachtet, leider. Zeitpunkt und Geschwindigkeit sind wichtige Faktoren. Es hilft nichts wenn nach dem Spurwechsel ein langsamerer vor mir ist oder man eventuell zu schnell ist und im Grün landet. Und da ist schon der nächste Punkt, den man auch üben kann, den Tunnelblick erweitern. Der Bereich vor dem Boliden und auch dahinter ist nicht zu vernachlässigen. Oder auch mal Testen in welchem Bereich man auf den Rennbildschirm schauen kann. Zur Zeit blinken die Autos noch wenn sie auf Reserve sind aber das muss nicht immer so sein! Ich bin immer für Veränderungen zu haben, vor allem wenn diese den Schwierigkeitsgrad erhöhen. Leicht kann eben jeder!
Ihr merkt schon, die Liste ist lang und das ist bei weitem noch nicht alles. Also nutzt die Trainingszeit vernünftig und sinnvoll!
Warum ist also ein Rennen das bessere Training?
Im Rennen kann man wesentlich besser trainieren, weil man schlicht und einfach mit allem klarkommen muss!!! Ist das Fahrzeug erstmal gesetzt, gibt es kein Zurück mehr. Dann muss man so gut wie möglich über die Renndistanz kommen. Wenn man sein Training gut absolviert hat, sollte der Wagen kein großes Problem darstellen. Ist das Material nicht so gut, wird der Lauf anstrengender und fordert viel von einem ab. Aber mit guten Material kann jeder arbeiten, die Kunst ist mit dem schlechten das Beste herauszuholen. Dazu muss man mit dem Wagen arbeiten, oder auch anders gesagt, sich auf das Fahrzeug und sein Verhalten einstellen. Richtig, der Fahrer muss sich umstellen und nicht das Auto. Wenn das erstmal im Kopf angekommen ist läuft das Ganze auch besser.
Ein weiterer Grund ist der Ablauf. In einem Rennen ist es wesentlich geordneter und wenn alles gut läuft meist auch flüssiger – sofern alle zuvor ihren Job richtig gemacht haben. Heranfahren, Überholen oder sauber und ohne Berührung am Heck vom Vordermann kleben, diese Fähigkeiten kann man am besten während eines Rennens richtig vertiefen. Im Training herrscht dafür zu viel Durcheinander und wenn es keine Absprachen zwischen den einzelnen Leuten gibt, was meistens der Fall ist, nehmen die ihr Fahrzeug evtl. von der Bahn und der vermeintliche Gegner ist verschwunden.
Und noch eins kann man gut während des Rennes üben, das Zurückstecken. Wobei dies eigentlich mehr eine Sache der Einstellung ist, wozu man nicht unbedingt eine Bahn braucht. Wenn man weiß, dass man langsamer ist, kann der Gashebel auf der Geraden oder in Kurven auch mal gelupft werden. Der Überholende muss nicht auf waghalsige Manöver zurückgreifen, die evtl. sogar beiden schaden, und man selbst kann sicher und konzentriert seine Bahnen ziehen. Man muss nur den Überblick behalten und sich Überwinden, wobei nachdenken hilft auch. Vorbeilassen und wieder Platz haben oder Gegengehen und einen Abflug riskieren.
Und dann war da noch …
Das ist also meine persönliche Meinung zum Thema „Training vs. Rennen“. Keiner muss sie zu 100% teilen oder mir zustimmen. Mir reicht es völlig wenn über diesen oder jenen Punkt mal nachgedacht wird. Slotracing ist ein Hobby, und ein Hobby soll Spaß machen. Sicher ist ein gewisses Maß an Ehrgeiz gut aber man muss nicht P1 haben um zu gewinnen. Am Anfang habe ich das auch gedacht, dass Platz 1 wichtig ist, ist es aber nicht. Schöner und Interessanter sind gute Kämpfe im Rennen, die bleiben in Erinnerung. Und ein guter Kampf sollte nicht an der ersten Kurve vorbei sein, deswegen die kleinen Ratschläge von meiner Seite.
Eigene Ziele haben und diese erfolgreich umsetzen, der beste Erfolg überhaupt – besonders für einen selbst! Es gibt da eine alte Weisheit und wie es mit so manchen alten Dingen, meist sind sie auch in der heutigen Zeit noch „up to date“!
„Messe dich nicht an anderen. Messe dich stets an dir selbst und du siehst wie du wächst.“
Hinweis
Auch in dem Artikel „Warm-up“ sind zu dem Thema weiterführende Informationen zu finden. Es gibt vieles was man beachten sollte und auch ich lerne nach all den Jahren immer wieder neues im Umgang mit den Slot-Cars dazu.