Im Rückspiegel: die BTM 2022
Das war es – aus und vorbei! Vorgestern lief der finale Lauf des Bosch-Tourenwagen-Masters. Zeit um rückblickend ein kleines Resümee zu ziehen.
Vielen ist es vielleicht gar nicht so bewusst welche Leistung, persönlich sowie auch technisch, hinter so einem Cup steckt! Dinge an die man eventuell als Erstes überhaupt nicht denkt. Wenn ich euch als Teilnehmer fragen würde, was ihr bei dem Cup vollbracht habt, würden die meisten an X Stunden fahren denken und an den Platz Y, der dabei herausgekommen ist. Gut, das wäre die persönliche Leistung, wofür ich mich auch bei jedem von euch bedanken möchte, auch das ihr eure Freizeit mit uns allen geteilt habt!
Ich möchte mich aber auch für die gemeinsame Hin- und Rückfahrt von Salzgitter nach Hamburg bedanken! Falls sich wer fragt, was dieser Quatsch soll? Das ist die ungefähre Distanz, die unsere DTM-Fahrzeuge innerhalb des Cups zurückgelegt haben. Wir alle haben zusammen 15564 Runden (bereinigt) während des Events auf unserer Bahn absolviert, was einer Strecke von 388,6 Kilometern entspricht. Ich möchte auch gerne mal die technische Leistung benennen. Für mein Empfinden wird es viel zu selten erwähnt, was diese kleinen Fahrzeuge, im Bezug auf ihre Größe, zu leisten im Stande sind – wobei sie obendrein nur als „Spielzeug“ deklariert sind!
Motoren-Konzept
Der BTM-Cup: acht Läufe * neun Fahrer = ein Gewinner und acht Verlierer!
Eine einfach dahingeschriebene Formel, aber ist es wirklich so? Leider halten sich die meisten etwas bedeckt mit Kritik oder auch Anregungen und Wünschen, weswegen ich nur meine bzw. unser Empfinden und unsere Eindrücke, also die der Rennleitung, hier mitteilen kann.
Viele haben Anfangs geflucht über die Bastelei vor dem Event, aber im Nachhinein war das Motorenkonzept eine sehr gute Entscheidung. Sicher, wenn man das Ergebnis nüchtern gegenüber dem Bosch-Porsche-Cup betrachtet, war es am Ende dort im Bezug auf die Anzahl der gefahrenen Runden enger, aber unter anderen Gesichtspunkten! Die alte Strecke war einfacher, die Renndauer kürzer und gefahren wurde quasi „Einheitsbrei“. Damit will ich den Porsche nicht abwerten, im Gegenteil, ich fahre ihn immer noch sehr gerne! Es geht mir dabei um das Konzept. Das Cup-Fahrzeug wurde von den meisten, freilich auch wegen Mangel an Alternativen, immer gefahren – egal ob Training, Rennen oder Cup. Dabei gab es aber keine Änderungen am Fahrzeug selbst. Bei jedem Anlass immer die gleiche Konstellation, das selbe Fahrverhalten und dadurch auch eine identische Ausgangslage.
Mit dem Wechsel des Motors ändert sich auch das Verhalten des Fahrzeugs grundlegend, anderer Motor, andere Einstellung beim Ritzelspiel usw.! Auf diese Kleinigkeiten kam es am Ende aber an. Mit der ewigen Bastelei und den daraus resultierenden Fehlern, der eigenen oder von den anderen, kam aber auch die Erfahrung, was sich ebenfalls im Ergebnis wiederspiegelt. Die ersten zwei, drei Läufe konnte man noch unter „Katastrophe“ einsortieren, die letzten waren hingegen sehr spannend und sehr nah an „flüssig gefahren“!
Die Lernkurve
Die BTM ist unser zweiter Cup gewesen, weshalb mir zum Vergleich nur der BPC bleibt. Beim BPC war die Lernkurve sehr flach, sofern überhaupt vorhanden. Die Rennen wurden nicht besser, eher schlechter und glichen sich zum Großteil von Lauf zu Lauf.
Wie schon erwähnt waren bei der BTM die ersten Läufe mies, änderten sich sich aber abrupt zum besseren, um nur ein Mal dazwischen ein wenig an Qualität einzubüßen. Seitdem wurde es aber stetig besser und am Schluss waren die einzelnen Läufe nicht mehr an Spannung zu überbieten!
Um es ein wenig zu verdeutlichen, benenne ich das ganze kurz mit Zahlen:
1. Lauf BPC: 8 Fahrer erreichten 1652 Runden, macht im Schnitt 206,5 Runden
8. Lauf BPC: 9 Fahrer erreichten 1492 Runden, macht im Schnitt 165,8 Runden
1. Lauf BTM: 8 Fahrer erreichten 2029 Runden, macht im Schnitt 253,6 Runden
8. Lauf BTM: 8 Fahrer erreichten 2391 Runden, macht im Schnitt 298,8 Runden
Was beim BPC nach unten ging, verbesserte sich hingegen beim BTM zum besseren! Ob es daran lag, dass man sich im Zuge der BTM mehr mit dem Objekt „Fahrzeug“ befassen musste? Oder waren es teilweise auch die ausführlicheren Rennberichte mit Fazit und Kritik, der sich einige dann angenommen haben? Wie schon gesagt, da können wir nur Rätseln! Wobei man auch bedenken muss, dass bei der BPC einiges an Terminverschiebungen und Trainingsausfällen dabei war, geschuldet durch Corona! Aber es fand hingegen auch kein Lauf statt, ohne das im Vorfeld noch eine Möglichkeit zum Üben vorhanden war.
Gesamtfazit
Vielleicht ist es dem einen oder anderen aufgefallen! Die Frage, ob die Aussage: „acht Läufe * neun Fahrer = ein Gewinner und acht Verlierer“ aufgeht, wurde nicht beantwortet! Richtig, das ist auch von mir gewollt. Ein wenig nachdenken sollte schon jeder selbst, immerhin denkt dabei auch jeder anders. Wo bei dem einen nur die Zahl vor der Platzierung zählt, gehen andere weiter und verbuchen die gesammelte Erfahrung, Tipps und den Spaß als Gewinn. Erstere gewinnen seltener, letztere halt immer! Auch hier haben einige eine erkennbare 180° Wende hingelegt, was ich nicht unbedingt bei jedem für möglich gehalten hätte. Ein Wandel von „höher, schneller, weiter, ich“ zu „besonnen, konzentriert, vorausschauend, bessere Ergebnisse“.
Sehr schlimm war die Sache mit den Motoren. Teilweise wurde sich so sehr an irgendwelche Nummern geklammert, dass der Kern eigentlich vergessen wurde. Dieser Motor ist ein kleines Element am ganzen Fahrzeug. Ja er bestimmt wie schnell der Wagen am Ende ist – aber er legt nicht fest, was ich als Fahrer daraus mache!!! Der hochgelobte und begehrte Motor #1 hat nur zwei Mal einen Lauf gewonnen, war aber sechs mal im Einsatz. Aus diesem Grund hatten wir uns auch gegen das Prinzip „jeder fährt jeden Motor“ entschieden – sondern diese von jedem selbst ziehen zu lassen. So mancher hätte wahrscheinlich sonst vor dem Lauf schon die Segel gestrichen und wäre gar nicht erst zum Rennen gekommen. Im übrigen hatte ich im 8. Lauf (der Bericht folgt noch) den langsamsten Wagen zwischen den beiden Meßstellen auf der Gegengeraden. Konnte aber trotzdem den zweiten Platz einfahren. Den Rest, überlasse ich euren eigenen Gedanken.
Im Grunde ist der Motor die kleinste Variable in der Gleichung, ebenso wie die Technik insgesamt. Die größten und einflussreichsten Variablen sind das Umfeld und der Fahrer selbst, und das ist auch gut so!
Meine größten und härtesten Konkurrenten sind nicht die Anderen, das bin ich mir selbst!
Meine persönliche Erkenntnis
Noch eine kleine Übersicht zum Schluss
Am Ende habe ich noch eine kleine Tabelle als Gesamtübersicht zusammengestellt. Hier sind die gefahrenen Runden aufgelistet, und in Klammern jeweils dahinter, mit welchem Motor. Auch um meine Aussage zu bestätigen, dass es nur zu einem kleinen Teil auf diesen ankommt. Teilweise hatten manche mehrfach die gleiche Motorkennung, und haben im Verlauf des Cups, mit diesem dann wesentlich bessere Ergebnisse erzielt! Ein schnellerer Motor kann das Ergebnis verbessern, kaschiert aber eigentlich nur die eigenen Schwächen. Wird man mit diesen aber im Verlauf des Rennens konfrontiert, löst sich jeder Vorteil dadurch in Luft auf. Der Fahrer am Regler trifft die Entscheidungen, nicht das Fahrzeug.
Um eine Verzerrung weitestgehend zu vermeiden, habe ich die zwei schlechtesten Rundenergebnisse bei jedem Fahrer herausgerechnet (Orange), eben weil auch einige die beiden Streichergebnisse in Anspruch nehmen mussten (Grün).
ART | BEN | DET | DHL | ERW | ICE | ING | TSG | VOL | Schnitt | Gesamt | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Lauf | 270 (6) | 99 (12) | 278 (5) | 279 (4) | 283 (14) | 0 | 290 (13) | 288 (1) | 242 (2) | – | 263,3 | 2029 |
2. Lauf | 266( 6) | 249 (10) | 0 | 255 (8) | 258 (3) | 270 (7) | 280 (11) | 277 (9) | 204 (1) | – | 235 | 2059 |
3. Lauf | 242 (10) | 295 (12) | 0 | 297 (1) | 293 (9) | 279 (6) | 300 (8) | 297 (13) | 256 (4) | – | 282,4 | 2259 |
4. Lauf | 293 (5) | 294 (14) | 288 (2) | 296 (10) | 287 (12) | 297 (7) | 301 (13) | 299 (1) | 0 | – | 294,4 | 2355 |
5. Lauf | 0 | 288 (1) | 290 (11) | 288 (4) | 297 (9) | 292 (12) | 295 (8) | 299 (2) | 280 (14) | – | 291,1 | 2329 |
6. Lauf | 286 (11) | 299 (12) | 297 (8) | 299 (4) | 287 (3) | 289 (7) | 299 (1) | 298 (5) | 258 (14) | – | 290,2 | 2612 |
7. Lauf | 0 | 298 (13) | 296 (10) | 293 (14) | 287 (2) | 300 (9) | 302 (5) | 303 (4) | 279 (1) | – | 294,8 | 2358 |
8. Lauf | 294 (14) | 300 (2) | 299 (10) | 297 (8) | 294 (11) | 300 (7) | 306 (1) | 301 (6) | 0 | – | 298,9 | 2391 |
– | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – |
Rund ges. | 1651 | 1774 | 1748 | 1770 | 1745 | 1757 | 1803 | 1797 | 1519 | – | 1729,3 | 15564 |
Kilometer | 41,2 | 44,3 | 43,7 | 44,2 | 43,6 | 43,8 | 45,0 | 44,9 | 37,9 | – | 43,2 | 388,6 |
R/Minute | 6,11 | 6,57 | 6,47 | 6,56 | 6,46 | 6,51 | 6,68 | 6,66 | 5,63 | – | 6,40 | 57,64 |
km/Minute | 0,916 | 0,984 | 0,970 | 0,982 | 0,968 | 0,975 | 1,001 | 0,997 | 0,843 | – | 0,960 | 8,639 |
Epilog
Trotz so mancher Kritiken, welche ausschließlich positiv gemeint sind, hoffe ich trotzdem, dass sich Alle wieder zum nächsten Cup zur Verfügung stellen.